Am Tag nach dem Tauchen in der versunkenen Stadt fahre ich nach Pompeji, um mir die weltberühmten Ausgrabungen anzusehen. Schon immer wollte ich dorthin, und endlich ist der Tag gekommen, an dem ich diese Welterbestätte in Kampanien besichtigen kann. Auf der Fahrt dorthin lande ich durch eine falsche Eingabe im Navi in dubiosen Straßen in Neapel, finde aber rasch den Weg aus dem Berufsverkehr und komme gut in Pompeji an, wo ich mein Auto auf einem überwachten Parkplatz abstelle.
Wegen Corona habe ich mir die Eintrittskarte vorab gebucht, dazu einen Audioguide, denn ich möchte alles wissen. Das Ausgrabungsgelände ist riesig und es gibt zwei Eingänge, was ich nicht weiß und mir später zum Verhängnis wird. Aber der Reihe nach…
Kurz nachdem ich das Gelände betrete, geht ein Gewitter über die Besucher nieder und nur wenige Meter neben mir schlägt ein Blitz ein. Der Boden vibriert, ich bin kurz blind, die Menschen neben mir springen zur Seite. Aber schon bald ist der Wolkenbruch vorbei und ich kann mehr oder weniger trockenen Fußes die Ausgrabungen besichtigen.
Pompeji wurde 79 n.Chr. vom Ausbruch des Vesuvs überrascht und von Lava bedeckt. Während ich durch die alten Straßen schlendere und Wohnhäuser, Badehäuser und Imbisse (die gab es damals schon!) besichtige, wird mir bewusst, wie schrecklich es gewesen sein muss, die Lava durch die Straßen fließen zu sehen, flüchtende Menschen, die vom Lavastrom eingeholt werden, die Angst, das Schreien und schließlich mit einem Schlag aus dem Leben gerissen. Da Wandmalereien, Skulpturen, wunderbar angelegte Gärten, Tempel und vieles mehr noch unglaublich gut erhalten sind, wird einem die Vergänglichkeit bewusst. Wir haben das Glück, all dies sehen und rekonstruieren zu können, wie die Menschen damals gelebt haben.
Einige Teile der Ausgrabungen sind wegen laufender Arbeiten und Corona gesperrt, aber auch so bin ich den ganzen Tag unterwegs. Als sich meine Füße melden, mache ich mich auf den Weg zurück. Hier ereilt mich mein Unwissen und ich erwische den anderen, den falschen Ausgang. Den Audioguide kann ich hier nicht abgeben, ergo bekomme ich meinen Führerschein (Pfand) nicht wieder. Ich eile zum anderen Ein- bzw. Ausgang, aber dort ist der Stand des Veranstalters verschwunden. Leichte Panik kommt in mir auf, während ich auf dem Platz suchend umherlaufe. Ein Italiener hat Mitleid und macht mich auf ein Gebäude aufmerksam, in dem der Veranstalter ist (vermutlich bin ich nicht die Erste, der das passiert). Wegen des Regens hatten sie den Stand abgebaut. Erleichtert nehme ich meinen Führerschein in Empfang und freue mich, dass mein Auto noch da steht, wo es stehen soll (eine Lenkradkralle habe ich immer angebracht).
Nun eile ich nach Hause, denn meine Freunde haben ein Abendessen mit einem Überraschungsgast organisiert und ich will vorher noch duschen und mich schick machen.