Die Sonne scheint und solche Tage muss man in Estland nutzen, um raus zu gehen! Und so mache ich mich auf zu einem Winterspaziergang durch Tartu.
Zuerst spaziere ich zu den Ruinen des Doms bzw. der Kathedrale von Tartu, welche eine der größten mittelalterlichen Kirchen Estlands ist. Der Bau begann im 13. Jahrhundert. Während des Livländischen Kriegs (1558-1583) wurde die Kirche leider zerstört.
Gleich daneben liegt der Musumägi (Kissing Hill), wo man einen schönen Rundumblick auf den Toomemäe Park hat. Es gibt in Tartu zahlreiche Statuen und Denkmäler, sowohl im Park als auch in der Stadt selbst. Der Toomemägi war ein Geschenk des Kaisers Paul I. an die Universität und wurde in den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts als öffentlicher Park angelegt, der nach wie vor ein beliebter Ort bei den Einwohnern von Tartu ist.
Im Park gibt es zwei Brücken, einmal die Engelsbrücke, nicht weit davon die Teufelsbrücke, beides markante Bauten im Park. Die Engelsbrücke hat die Inschrift „OTIVM REFICIT VIRES” („Erholung gibt neue Kraft”). Diese lädt dazu ein, sich auf dem Domberg zu entspannen. Mit der Engelsbrücke sind mehrere Legenden verbunden. So kann man beispielsweise vor dem Betreten der Brücke tief einatmen, über die Brücke laufen und der zuvor formulierte Wunsch geht in Erfüllung!
Über den Pirogov Park geht es hinunter in die Stadt und man landet direkt zwischen der Universität und der Rückseite des Rathauses. Auf der anderen Seite des Rathauses befindet sich der Rathausplatz. Vor dem Rathaus steht der Brunnen “Die küssenden Studenten”, um den im Winter ein Eislaufplatz aufgebaut ist und sich die Kinder tummeln.
Durch die Fußgängerzone, deren Bänke im Sommer zum Verweilen einladen, geht es am Estnischen Sport- und Olympia-Museum vorbei zur Jaani kirik (Johanniskirche), welche im 14. Jahrhundert erbaut wurde. Eine Besonderheit dieser Kirche sind die vielen Terrakotta-Skulpturen. Bis heute sind ca. 1.000 Terrakotta-Skulpturen erhalten geblieben, die etwa 700 Jahre alt sind. Über 135 Stufen erreicht man den 30m hohen Kirchturm dieser Backsteinkirche.
Mein nächster Fotostopp ist an der Kathedrale der Mariä-Himmelfahrt vorbei zur Freiheitsbrücke über den Emajõgi Fluss. Emajõgi bedeutet ins Deutsche übersetzt “Mutterfluss”. Er verbindet den See Võrtsjärv und den Peipussee miteinander und ist der einzige Fluss in Estland, der in voller Länge mit Schiffen befahrbar ist. Hier sieht man auf der gegenüberliegenden Seite den markanten Bau des Delta Centers der Universität von Tartu.
Am Emajõgi entlang spaziere ich zur Bogenbrücke (Kaarsild), welche ausschließlich für Fußgänger zur Verfügung steht. Sie ersetzt eine im zweiten Weltkrieg gesprengte Steinbrücke, an die mit einem Modell an der neuen Brücke erinnert wird.
Auf der gegenüberliegenden Seite der Brücke ist der Gedenkplatz für Lydia Koidula und ihren Vater Johann Voldemar Jannsen. Im Jahr 1863 zog ihre Familie nach Tartu. Vater und Tochter gaben die estnischsprachige Zeitung Eesti Postimees (Estnischer Postbote) heraus und engagierten sich sehr in der estnischen Kultur (Theater, Sängerfest). Einige Schritte weiter befindet sich das Kulturzentrum Atlantise Maja. Daneben steht eine Skulpturengruppe für den 100.000. Bürger Tartus.
Ganz in der Nähe sieht man dann auch schon die Markthalle, wo es täglich frische Produkte aus Südestland zu kaufen gibt, und schon befindet man sich auf der Hauptstraße mit den Einkaufszentren. Einige Schritte weiter steht das Theater Vanemuine, wo ich meine Besichtigungstour beenden möchte.