Halloween zu feiern, ist in Estland eher unüblich, nur einige Kinder ziehen in der Nachbarschaft von Tür zu Tür, haben wir gehört. Gesehen haben wir nur ein wenig Halloween Dekoration in den Geschäften.

Aber dafür gibt es in dieser Zeit eine andere Tradition:

Im alten estnischen Volkskalender gilt der Spätherbst als das Ende des Jahres. Dunkle Tage und die sterbende Natur sind die ultimative Kulisse für das düstere Fest. Der Ursprung des Allerseelenfestes (hingedepäev) geht auf die vorchristliche Zeit zurück, welches sogar über mehrere Tage und Wochen gefeiert wurde.

Dieser Zeitraum im Oktober/November wird auf Estnisch traditionell Hingedeaeg (Seelenzeit) genannt. Hingedeaeg klingt schön, bedeutet aber eigentlich, dass die verstorbenen Verwandten zu Besuch kommen. Es wurde erwartet, dass man das Haus putzt, das beste Essen serviert und die Sauna für die besonderen Gäste anheizt. Lachen, Scherze und laute Geräusche waren verboten, da sie die Seelen stören konnten. Es war wichtig, den Besuchern zu gefallen und respektvoll zu sein. Verärgerte und wütende Seelen könnten die Ernte beschädigen oder dem Vieh schaden.

Alle Arbeiten mussten früh beendet werden, bevor die toten Ahnen eintrafen. Am Abend war es an der Zeit, die Namen der Toten zu rufen, damit sie den Weg zum richtigen Haus finden konnten.

Nebliges Wetter war ein Zeichen dafür, dass die Luft voller Seelen war, die umherwanderten und bereit waren, zum Abendessen gerufen zu werden.

An Allerseelen werden die Gräber besucht und Kerzen angezündet, so dass mancher Friedhof stimmungsvoll beleuchtet ist. Als wir über den nahegelegenen Friedhof spazieren, fällt uns auf, dass vor vielen Gräbern Bänke stehen, auf denen man sich hinsetzen kann.

2. November 2023

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