Die Nacht der alten Lagerfeuer
Jeden letzten Samstag im August findet ein alter Brauch, der aus Finnland stammt, statt: Die Nacht der alten Lagerfeuer.
In der Antike wurden an der Ostseeküste Lagerfeuer entzündet, um vor Gefahren zu warnen. Die frühesten schriftlichen Berichte über die Übermittlung von Botschaften mit Hilfe von Lagerfeuern stammen aus der Zeit der Wikinger, als sich ein einheitliches Warnsystem vom Meer bis ins Landesinnere erstreckte. Jede Gemeinschaft war verpflichtet, ihren Beitrag zu diesem System zu leisten, indem sie ein Lagerfeuer entzündete und unterhielt. Die Nichterfüllung dieser Pflicht wurde streng bestraft.
Die sogenannte Nacht der alten Lagerfeuer findet in Estland jährlich am letzten Samstag im August statt. Mit der landesweiten Aktion wird an historische Signalfeuer erinnert, die im Mittelalter noch die Funktion der Botschaftsübermittlung hatten. Und die dafür sorgten, dass Schiffe sicher den Weg nach Hause fanden.
Das Entfachen von Lagerfeuern an den Stränden ist in Estland in den letzten Jahrzehnten zu einem nationalen Brauch geworden. Damit wird auch der Sommer verabschiedet.
Wir erleben diesen Brauch am U-Boot-Hafen Hara Sadam. Leider ist eine Besichtigung der Ruinen nicht möglich, da zwei Wochen vorher ein Teil eingestürzt ist und der gesamte Bereich gesperrt ist. So essen und trinken wir gemütlich im Restaurant eine Kleinigkeit, während eine DJane mit Musik für Partystimmung sorgt. Den großen Hunger stillen wir danach in der Pizzeria, ebenfalls am Hafen. Kurz darauf wird das symbolische U-Boot entzündet und man hört das Knistern des Feuers.
Auf dem Weg zu unserem Übernachtungsplatz sehen wir noch das ein oder andere Feuer am Strand.
Rauchsauna
Wir besuchen die Jantsu Sauna, nur 7 km von Tartu entfernt. Wir haben den Saunatag (3 – 5 Stunden) mit Snacks und Craft Bier vorausgebucht, was empfohlen wird. Mit dem Wohnmobil kann man auf dem Grundstück parken und nach Rücksprache auch übernachten. Silver, der Sauna Meister, erklärt uns alles, was man über die Rauchsauna wissen muss.
Die traditionelle Rauchsauna gilt in Estland als Tempel der Gesundheit und zur Entschlackung des Körpers. Dabei werden Giftstoffe freigesetzt, der Stoffwechsel angeregt und das Immunsystem gestärkt. Die gute Nachwirkung der Sauna kann tagelang anhalten.
Das Aufheizen der Sauna beginnt traditionell mit der Begrüßung der Sauna und der Nennung der Namen der Personen, für die die Sauna aufgeheizt werden soll. Es dauert etwa 6-8 Stunden und 3-4 Ofenfüllungen mit trockenem Erlen- und Espenholz für eine optimale Hitze. Nachdem das letzte Holz verbrannt ist, wird die restliche Asche und Kohle entfernt. Dann wird der erste, so genannte “schwarze” Dampf erzeugt, indem Wasser auf die heißen Saunasteine gegossen wird. Danach werden alle Türen und Fenster geschlossen und die Sauna wird etwa 30-45 Minuten lang “gewürzt”.
Silver und seine Frau, die sehr gut Deutsch spricht, laden uns noch zum Tee ein. Dann bekommen wir unser Snackpaket, bestehend aus einer heißen Kanne Weidenkraut-Tee, Craft Bier und Snacks (inklusive geräuchertem Fleisch) – mehr als wir essen können. Bepackt marschieren wir zur Sauna, welche einen Vorraum hat, wo es angenehm warm ist, um sich auszuziehen. Wir setzen unsere neu erworbenen Saunahüte auf und es geht los!
Es riecht rauchig. Der Dampf in der Rauchsauna ist mild, aber ein Aufguss kann ganz schön heiß werden. Die Saunapeitsche aus Eichenzweigen wird durch das Einlegen in Wasser in der Sauna weich und beim sanften Auspeitschen kribbelt es am ganzen Körper.
Nach jedem Saunagang kühlen wir uns im Freien, entweder im Teich oder im Schnee ab, trinken Tee, später auch Bier, verkosten die Snacks und genießen die wunderbare Natur. Der Sauna-Kater, der auf dem Hof lebt, gesellt sich zu uns und kuschelt. Als es dunkel wird, schalten wir die Lampen, die uns Silver vorbereitet hat, ein. Über uns strahlen außerdem die Sterne am Firmament, die Stimmung ist herrlich und wir fühlen uns unglaublich erholt.
Wir können die Jantsu Rauchsauna wärmstens empfehlen! Buchungen sind über die Webseite der Jantsu Rauchsauna möglich.
Vor Ort kann man übrigens auch geräuchertes Fleisch probieren und kaufen. Das Räucherfleisch des Gehöfts Jantsu wird nach alter Tradition und historischer Technik hergestellt, und zwar ausschließlich aus estnischen Rohprodukten. Geräuchert wird es mit Erlenholz aus dem eigenen Wald und zergeht auf der Zunge.
Weitere Informationen und Anbieter:
Viel Spaß mit unserem Film unseres Rauchsauna-Besuchs!