Heute geht es mir blendend (nach der gestrigen Seekrankheit) und das Wetter spielt mit, dass wir an einem besonderen Wrack tauchen dürfen. Es ist noch nicht klar, um was für einen Typen es sich handelt, vermutet wird Torpedo- oder U-Boot. Es wird mein erster Tauchgang in der Ostsee, aber da ich deutsche Seen (kalt, tief, dunkel) gewohnt bin, bin ich nur noch auf das Wrack neugierig.

Wir fahren 2 Stunden zum Wrack und planen während der Ausfahrt die Aufgaben und Buddy-Teams, sowie die maximale Tauchzeit. Diese veranschlagen wir großzügig mit 3 Stunden. Eine halbe Stunde vor Ankunft ziehen wir unsere Unterzieher an und bereiten uns vor. Ein letzter Kaffee, dann stoppt Kapitän Linas schon die Maschinen und wirft das Grundblei mit Oberflächenboje, damit wir eine Referenz haben.

Wir schlüpfen in unsere Trockis, die Rebreather sind tauchbereit, das Equipment liegt bereit. Das erste Buddy-Team setzt sich an den Ausstieg auf der Steuerbord-Seite. Linas legt die Flossen an und hängt die Stages ein. Dann fährt er die Boje an, hupt kurz und das erste Team springt ins Wasser. Rasch tauchen sie ab, um die Shotline mit einem Reel am Boot zu befestigen und mit einem Blitzer zu markieren. Dann ist das zweite Team dran, Eileen und ich springen zuletzt, ich mit 2 Bailout-Stages und meiner Kamera.

Und prompt passiert es, dass ich meinen Trockentauchhandschuh nicht korrekt geschlossen habe. Beim Sprung ins Wasser merke ich schon, wie das kalte Wasser reinschießt. Rasch reiße ich den Arm nach oben, schwimme die 2 m zur Boje und schließe den Handschuh. Alles gut, wir tauchen ab. Ich brauche etwas länger, da der Druckausgleich nicht so gut klappt. Aber irgendwann sehe ich den Blitzer und erreiche das Wrack, welches sich aus der Dunkelheit herausschält. Es ist ein bißchen mystisch und vor allem spannend.

Eileen und ich umrunden das Wrack zweimal, um uns einen Überblick zu verschaffen. Wir sehen die vielen Fischernetze, die das Wrack bedecken und beobachten, wie Andrey und Tom versuchen, einiges wegzuschneiden. Leider finden wir auch tote Fische in diesen sogenannten Geisternetzen.

Die Zeit vergeht wie im Flug und nach knapp einer Stunde beginnen wir den Aufstieg, denn wir frösteln in dem 3°C kalten Wasser, müssen aber noch über 1 Stunde Dekompression durchführen. Ab 20 m wird das Wasser ein paar Grad wärmer und die lange Deko ist dann auch erträglich. An der Oberfläche erspäht uns Kapitän Linas rasch. Auf sein Zeichen hin lassen wir die Boje los und treiben etwas weg. Er steuert nun direkt auf uns zu, stoppt die Maschinen und wirft uns eine Boje zu. Damit zieht er uns zum Heck, wir paddeln natürlich kräftig mit. Dort läßt Linas den Lift ins Wasser. Zuerst klettert Eileen rein. Beim nächsten Mal bin ich dran. Sobald ich auf dem Lift stehe, wird er hochgefahren, wo schon Linas und andere Mittaucher helfen, die Stages abzulegen und die Flossen auszuziehen. Das ist sehr komfortabel!

Auf der Rückfahrt in den Hafen von Klaipeda wird natürlich der Tauchgang besprochen, Erlebnisse und Sichtungen geteilt und diskutiert.

Müde, aber glücklich, falle ich nach dem Abendessen in meine Koje.

Das folgende Video beinhaltet die gesamte Reise sowie beide Tauchgänge:

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